Der heutige Blogbeitrag war mir persönlich wichtig, um auch aufzuzeigen, dass man nie ohne Fehler und Korrektur, Trial and Error und ohne Entwicklung weiterkommt. Wir haben in der Vergangenheit auch bei Kundenprojekten immer wieder mal wirklich daneben gelangt, haben den falschen Weg gewählt, nicht tiefer gebohrt und mussten mühsam dazu lernen. Dies ist die Geschichte und die Lehren, die wir daraus gezogen haben.
Fehler Nummer 1: Design gewinnt immer (2010-2013)
In den Anfangsjahren haben wir uns zu 100% darauf konzentriert, immer die beste Arbeit aus visueller Sicht abzuliefern. Auch wenn wir viel gelernt haben was Design und Usability betrifft, wir haben bei einigen Projekten eines nicht geschafft: dem Kunden ein überzeugendes Ergebnis aus Geschäftssicht zu präsentieren. Auch wenn unser Kunde bei Übergabe des Projekts glücklich war, haben wir nach einem Jahr den Anruf bekommen, dass sich mit der neuen Webseite umsatztechnisch ja doch kaum was verändert hat. Mit der Zeit ist uns mehr und mehr gedämmert, dass das der eigentliche Anspruch des Kunden war. Sicher, der Kunde sagt Dir immer nur „unsere Seite müsste moderner erscheinen“, aber was er damit ausgedrücken wollte, war vor allem „wir wollen sichtbarer werden, mehr frequentiert“. Das liefert reines Design nun mal nicht.
Merke: Der Sprachgebrauch des Kunden deckt sich mit dem eines normalen Autofahrers, wenn er versucht, ein Geräusch am Auto zu deuten. Die Aufgabe des Mechanikers ist nicht das Radio lauter zu drehen, sondern den Fehler zu finden. Daraus kann man dem Kunden aber keinen Vorwurf machen.
Erst nach einigen Jahren (!) haben wir verstanden, dass es zu 100% unser Fehler ist, wenn unser Kunde uns anruft und zu recht meckert. Wir waren blind und haben uns gedacht „verstehe ich nicht, er hat damals selbst gesagt, wir haben tolle Arbeit gemacht und jeder findet die Seite toll“. Bei uns hat das Verständnis gefehlt im Vorfeld die richtigen Fragen zu stellen. Und die haben mit Design überhaupt nichts am Hut. Die schönste Seite bringt nichts, wenn keiner sie findet und wenn man die Bedürfnisse der Besucher vollkommen links liegen lässt.
Vereinfacht ausgedrückt: Der Besucher will das Ergebnis sehen, nicht das Produkt. Er will das Loch in der Wand, nicht die Bohrmaschine. Wir haben aber immer die Bohrmaschine toll in Szene, statt dem Weg, wie er das Loch in die Wand bekommt. Dann hätte sich die Bohrmaschine deutlich besser verkauft. Der Aufbau aus Sicht der Zielgruppe wäre hier also richtig gewesen.
Was wir daraus gelernt haben: Verstehe das Geschäftsproblem deines Kunden, was er mit der neuen Webseite wirklich erreichen will und entwickle die Webseite nach den Geschäftszielen und Bedürfnissen seiner Besucher. Das perfekte Design kommt dann automatisch von selbst.
Fehler Nummer 2: Die Webseite ist das Projekt (2013-2015)
Wir haben damals einen neuen Trend verschlafen. Kann man nicht drumherum reden. Es ist wie es ist. Wir haben uns wieder mal nur für die Webseite des Kunden interessiert und tatsächlich gedacht, das war ja der Auftrag. Was wir nicht verstanden haben war, dass zu der Webseite neuerdings noch viele Dinge drumherum bedacht werden müssen:
- Offizielle Anmeldung der Seite bei (damals) Webmaster Tools, heute Search Console, also Google selbst
- Analytics lernen und verstehen, was auf der Webseite passiert, woher Kunden kommen und verstehen, wie sie sich über die Seite bewegen
- Mitbewerber unseres Kunden im Vorfeld prüfen und schauen wofür sie bei Google ranken und warum
- Google MyBusiness nutzen und die Seite auch lokal bekannt machen
- Facebook Seite als Zusatz empfehlen. Google mag Traffic von Social Media.
Wir könnten hier endlos weitere Punkte nennen. In dieser Zeit war Social Media bereits ein treibender Punkt und hätte unserem Kunden von Anfang an weiter geholfen. Das haben wir ignoriert. Nennt sich, wer hätte es gedacht: „ganzheitliche Beratung“.
Gute Webdesign Agenturen müssen heute deutlich mehr von der Materie verstehen, als nur hübsche Seiten zu entwickeln. Anders ausgedrückt: der Kfz Meister der früher am Getriebe geschraubt hat, muss heute auch deutlich mehr können und sich mit allerlei elektronischen Komponenten und deren Zusammenspiel mit der Mechanik auskennen. Es wird nicht einfacher, Leute!
Fehler Nummer 3: Mit Übergabe des Projekts war’s das
Ich schätze mal, dass ein Großteil der Webdesigner da draußen heute immer noch den gleichen Fehler machen. Das Unglückliche ist, man versteht diesen Fehler nur, wenn man sich auch mit Suchmaschinenoptimierung beschäftigt.
Wenn wir anfänglich Projekte übergeben haben, war nach Übergabe der Webseite meist Schluss mit Kommunikation mit dem Kunden. Wir haben damals keine Keywords getrackt und geschaut, wie sich die Seite entwickelt. Weder hat der Kunde, noch wir die Webseite nochmal angefasst. Es kam, was kommen musste. Google hat nach 2-3 Jahren gemerkt, dass sich die Webseite nicht mehr verändert und beginnt, die Seite in den Suchergebnissen immer weiter nach hinten zu rücken. Logisch, der Traffic war nicht da.
Auch haben wir nicht verstanden, das zum reinen Webdesign weitaus mehr gehört als nur die Webseite. Siehe o.g. Punkt. Kontinuität und stetiges updaten von CMS, Modulen und Plugins haben wir vernachlässigt. Ist das die Schuld des Kunden? Wir haben ihm doch gezeigt wie einfach das geht…. Nein, es ist schon immer unsere Schuld gewesen. Das ist unser Job, nicht der des Kunden! Wir haben gelernt, dass sich nur die wenigsten Kunden auf Dauer imstande fühlen ihre Webseite ordentlich zu pflegen und vor allem mit Inhalten zu erweitern. Sie wollen das auch nicht, auch wenn Sie anfangs total Wert darauf legen. Dafür haben sie ja schließlich den “Webfuzzi”.
Was wir daraus gelernt haben? Wir haben Service & Pflegepakete entwickelt, um nicht nur die Webseiten monatlich up to date zu halten, sondern mit zusätzlichen Arbeitsstunden auch weiterhin für den Kunden da zu sein und Google damit zu zeigen, dass unser Kunde ein originäres Interesse an seiner Webseite hat. Damit bleibt er im Spiel um die vorderen Plätze. Heute haben wir zusätzlich Social Media Manager an der Hand, die unseren Kunden helfen im Markt zu bestehen.
Das Rennen um den Kunden oder Markenstärke gewinnt der, der bereit ist sich dem Markt in voller Breite zu öffnen und die neuen Vertriebschancen, die Instagram, Pinterest und co. eröffnen auch kontinuierlich nutzt. Wer sich vor neuen Medien und Netzwerken verschließt, wird in den kommenden Jahren brutal die Augen geöffnet bekommen. Und zwar vom eigenen Wettbewerb, der das Spiel von Anfang an richtig beherrscht.
Fazit
Diese drei Beispiele sollen verdeutlichen, dass wir nicht ins Geschäft gekommen sind und direkt alles gewusst haben. Wir sind einen steinigen Weg gegangen und haben, wenn auch für unsere Kunden weniger sichtbar, nicht den besten Job gemacht. Es hat gedauert, bis das bei uns angekommen ist. Es gibt auch niemanden der Dich als Agentur darauf vorbereitet. Sowas funktioniert nur durch stetiges lernen, weiterbilden, Kurse belegen, Mitbewerber studieren und eben viel experimentieren. Auf die Anfangsjahre bin ich als Inhaber nicht wirklich stolz. Heute wurmt mich das, es hat aber auch gleichzeitig dazu geführt, dass wir uns entwickeln mussten. Der Wettbewerb verlangt es von uns.
Liebe Mitbewerber, wenn ihr hier mit lesen solltet: nehmt diese Anregungen gerne auf und überdenkt Eure Arbeitsweise. Bildet euch weiter. Helft euren Kunden. Es kommt allen zugute. Schlechte Webseiten fallen nicht nur auf Euch zurück, sondern auch auf unsere gesamte Branche.